Schweden

Aufgewacht die Sonne lacht! Äh nein, das tut sie nicht. Es ist 4 Uhr und 5 Minuten und draußen ist es noch novembermäßig düster. Das  bleibt es auch noch für mindesten 3 Stunden. Nichts desto trotzt mach ich mich sofort in die Schuhe, setze mir meinen Tschechenrucksack auf und laufe Richtung Straßenbahnhaltestelle. 4:15 Uhr geht es Richtung Hauptbahnhof. Die Bahn ist noch voller Partypeople aus der Dresdener Neustadt, es riecht auch leicht nach Breche, aber dies ist kein Hindernis zwei Haltestellen mit zu fahren. Unter den Brücken des Hauptbahnhofes verlasse ich die Bahn. Ich sehe wie sich der Zeitschriftenhändler an der Haltestelle auf einen kalten, langen Zeitungsverkaufsmorgen freut. Nach 50 Metern erkenne ich auch schon in der Bayerischen Straße meinen Bus nach Berlin. Der überaus freundliche Fahrer akzeptiert mein 9€ Aktionspreisspezialticket nach Berlin Schönefeld Flughafen ohne Murren und lässt mich einen Platz in seiner langen Limousine (mit Klo) suchen. Schräg neben eben diesem Klo habe ich auch schon meinen Sitzplatz gefunden. Ich hallte ihn für perfekt um mich über verschlafene Leute zu amüsieren, welche bei 100km/h auf der Autobahn versuchen eine Toilette zu benutzen, die nicht viel größer als meine Brotbüchse im Rucksack ist. Es geht aber niemand aufs Klo zu meiner Endtäuschung. Der eigentliche Grund für meine Platzwahl ist jedoch ein anderer. Die Reihe davor und danach ist frei (eigentlich ist im ganzen Bus noch ziemlich viel frei), so kann ich ohne Bedenken mein Sitz zurückstellen und meine Beine an den Vordersitz drücken. Keine 2 Minuten später setzt sich aber auch schon eine Asiatin direkt vor mich und versucht kurze Zeit später permanent meine Kniescheibe in den Oberschenkel zu pressen. Irgendwann gebe ich nach und lasse sie ihren Sitz zurückstellen. Aber nicht ohne danach noch einmal kräftig meine Knie gegen ihren Sitz zu drücken, um sie in den Genuss einer kostenlosen Massage kommen zu lassen. Im Endeffekt ist es aber egal, der Bus wird in Dresden Neustadt so voll, dass fast jede Reihe besetzt ist.
Die Busfahrt verläuft, wie man sich eine Busfahrt über eine gerade, flache Autobahn, im Dunkeln, durch Brandenburg, vorstellt. Schläfrig. 6:50 Uhr kommen wir in Schönefeld an. Ich torkele noch leicht müde aus dem Bus und verschwinde flix im Terminal, um der Kälte draußen zu entfliehen. Jetzt heißt es noch 1,5 Stunden zu vertrödeln bis Ryanair Flug „FR 9704“ nach Stockholm-Skavska um 8:35 Uhr abhebt. Ich hab ja ein Buch mit. Ich lese. Meine langjährige Erfahrung mit Ryanairflügen und deren Boarding hat mich gelehrt den richtigen Platz am Gate zu besetzen um dann ohne große Mühe einen Wunschsitzplatz am Fenster bei der Flugzeugstürmung  zu bekommen. Ähnlich scheint es auch ein mir gegenüber sitzender Mann zu machen. Er hat ganz sicher schon sehr viel Ryanairfenstersitzplatzerkämpfungserfahrung. Aber nicht nur deswegen fällt er auf, er fällt auch auf, weil er optisch (und nach genauerer Betrachtung auch physisch) nicht über ein Kinn verfügt. Und das fällt schon auf sag ich euch! Des weitern fotografiert er die Flugzeuge aus dem Terminal heraus. Normal ist das nicht. Ich werde ihn beim Rückflug am Abend wieder treffen...
Im Flieger suche ich mir intuitiv einen Platz auf der linken Seite, so komme ich in den Genuss beim Start unter mir Berlin zu sehen und 25 Minuten später gleitet auch schon Greifswald und Rügen unter mir hinweg. Sehr schön.
Kaum ist Rügen weg, sind auch schon Wolken da. Diese ziehen sich scheinbar vom Kap Arkona bis hoch zum Nordkap. Jedenfalls hab ich den Rest des Tages ne astreine, zweifache Wolkenschicht die knapp vorm abregnen steht, aber sich gerade noch beherrschen kann. Kurz vor um 10 Uhr setzt mich das Flugzeug überpünktlich in der Schwedischen Provinz ab. Skavska heißt der Flughafen, fragt mich nicht wieso, ich kenne dort keinen Ort in der näheren Umgebung, welcher diesen Namen trägt und Google kennt auch keinen. Laut Eigenwerbung ist Skavska der drittgrößte Flughafen Schwedens. Nach welchen Kriterien dies ermittelt wurde vermag ich nicht einzuschätzen, wahrscheinlich nach dem Waldanteil auf dem Flughafengelände. Ich tausche schnell noch 20€ zur Sicherheit am Flughafen. Dabei fallen gleich mal 3,50€ Gebühr an. Willkommen in Schweden. Wo ein Bier 5€, ein Mittag 20€ und sonst auch alles ziemlich viel €, respektive Kronen, kostet. Ich habe mir deswegen schon zu Hause entsprechend viele Bemmen geschmiert, ne große „JA“ Doppelkeksrolle eingepackt, sowie einen Apfel gebunkert. So muss ich für Futter kein Geld ausgeben. Für Trinken sowieso nicht. Flughafenwasser schmeckt ja auch ausgezeichnet. Nachdem Getausche verfüge ich nun über 168 Kronen mehr. Vom letzten Trip nach Sverige hatte ich noch 50 Kronen übrig (das entspricht ungefähr 3 Büroklammern und ner Teppichfussel in Schweden – in Nepal würde ich für diese umgerechnet 5€ den ganzen Teppich in Originalgröße bekommen).
Da der Bus in Richtung Kleinstadt Nyköping (der nächste und einzige Ort in der Umgebung)
erst in 40 Minuten fährt, gilt es ein bisschen Zeit zu überbrücken. Ich beschließe das Flughafengelände näher zu inspizieren. Eine kleine Tour über den Vorplatz inklusive einiger Verschnaufpausen und ich habe alles gesehen - und es sind noch 38 Minuten Zeit. Wieso diese Ryanairflieger aber auch immer überpünktlich landen müssen…. Egal. Der Bus kommt ein paar Minuten eher an und ich kaufe beim Busfahrer ein Ticket nach Nyköping. Von Nyköping weiß ich eigentlich nur, dass es 27.000 Einwohner hat und über ein McDoof verfügt. Eine Stadt, wo es ein Mccenns gibt, muss ja auch einiges zu bieten haben denke ich mir. Falsch gedacht. 15 Minuten später fahre ich durch einen Ort, welcher eher nach Vorort von Bottrop aussieht, oder bestenfalls soviel Potential wie Riesa bietet, nur ohne Nudeln. Nun muss der Notplan greifen. Der Notplan heißt Oxelösunds. Ja, das kannte ich vorher auch nicht. Und aussprechen kann ich es immer noch nicht. Aber das ist nicht so schlimm, der Busfahrer im 715er Bus versteht meine Frage nach: „How much to Oxlöstchssspfffrghsunds…?“ (richtig hieße es ja: Öxelotzund… ich meine: O – XE – LÖ – SUNDS) im ersten Anlauf und ich bin kurze Zeit später im Besitz einer über 3€ teuren Fahrkarte - nach Oxelösunds halt. Ich fahre am Nyköpinger SAAB-Werk vorbei und durch schwedische Pampa. Nach 30 minütiger Fahrzeit sehe ich das erste Mal Wasser und weiß sofort, hier bin ich richtig! Kurze Zeit später stoppt der Bus an der Haltestelle „Oxelösunds Centrum“ und ich trete hinaus in den bedeckten, 7°C warmen, Oxelösundser Samstag. Das Zentrum zeichnet sich durch 60er Jahre, sehr hässliche, Einkaufsläden aus. Ich sehe zur Rechten das „Doggo Land“ (ein Tierbedarfsladen) und zur Linken pisst ein Hund an ein Fahrrad… Ich habe genug vom Zentrum gesehen und beschließe Richtung Wasser, Richtung Schärenwelt, zu wandern. Ich überquere die Hafenbahn und schon stehe ich an dem ersten Ausläufer von Wasser. Diesem folge ich um einen Bogen herum zur ersten Marina. Und um den nächsten Bogen zur zweiten Marina. Schwedische Buchten scheinen generell ja nur aus Marinas und Anlegern zu bestehen…
Ich navigiere mich durch dieses hübsche Gebiet mit meinem Fotoapparat, auf diesem hatte ich glücklicherweise noch im Oxeldingener Zentrum ein Bild von einer Karte über die Region  gemacht. Immer weiter dringe ich so in die Schärenwelt Ostschwedens ein und ich habe diesen tollen, einzigartigen Meeresgeruch in der Nase. Kurz nachdem ich die letzte Marina hinter mir gelassen habe durchquere ich einen kleinen Wald und schon stehe ich vor den hübschesten Ferienhäusern dieser Erde. Mit nem Blick aufs Wasser versteht sich. Auf meinem kleinen Digitalkamerabildschirm habe ich mir nun endgültig eine kleine Rundtour zurecht gelegt, welche ich bewandern will. Diese führt mich alsbald weg von der Straße und einen kleinen Waldweg hinauf. Dort finde ich zu meiner Überraschung einen kleinen Kasten, welcher für mich sehr nützlich ist. Denn in diesem Kasten findet sich ein großes Faltblatt über den Nationalpark „Femöre“ in welchem ich mich gerade zu befinden scheine. Und das Beste, neben den zahlreichen Erklärungen der hiesigen Flora und Fauna auf Schwedisch, ist eine wunderbare Karte! Jetzt kann ja nix mehr schief gehen und ich folge einem breiteren Trampelpfad Richtung Paradies. Dort ist es so unbeschreiblich schön, dass ich es nicht beschreiben kann. Unbeschreiblich halt. Eine Wanderungsstunde später sehe ich wieder Oxelösunds vor mir auftauchen und ich habe auch noch ein paar Minuten Zeit mir abermals das atemberaubend hässliche Zentrum ansehen zu können. Dann fährt mein Bus zurück nach Nyköping. Es ist mittlerweile 14:30 Uhr und es fängt an dunkel zu werden. Kurz nach 15 Uhr werde ich in Nyköping aus dem Bus mit einer schar Teenager gespuckt. Was diese in Nyköping wollen ist mir völlig schleierhaft. Denn wie ich kurze Zeit später feststelle gibt es genau eine Einkaufsstraße, zwei Ladenpassagen und das meiste hat um 15 Uhr zu gemacht. Ein paar Läden riskieren es sogar noch bis 16 Uhr die Türen offen zu halten, nur der Mcdonald’s fällt mit seiner „late night“ Öffnung von 18 Uhr 30 völlig aus dem Rahmen. Hier sind dann übrigens auch die ganzen blonden, schwedischen Teenies zu finden. Highlight der Woche: Samstag, Nyköping, McDoof!
Da ich schnell merke, dass es einfach nicht möglich ist bis 16:50 Uhr auszuharren, entschließe ich mich einen Bus eher zu nehmen. Dieser fährt nämlich schon 16 Uhr (der Taktfahrplan wurde bis jetzt noch nicht in Schweden erfunden) zurück zum Flughafen. Das stellt mich vor das erneute Problem in Skavska mal so locker 2 Stunden strecken zu müssen. Ich gehe in die Abflughalle, weiter in die Ankunftshalle (welche eher einem dunklen Flur gleicht), raus über den Vorplatz und wieder hinein in die Abflughalle. Noch sind 1:56 Stunden Zeit. Also wiederhole ich diese Runde noch ein paar Mal. Da sich aber irgendwann auch meine Beine melden gönne ich mir ein bisschen Ruhe und setze mich an einen Tisch, von welchem ich ein Fußballspiel der Schwedischen Liga über Beamer beobachten kann. Toller Flughafen, da zeigt sogar das Flughafenrestaurant Fußball und ein Bier würde nur 5€ und 20 Cent kosten.
Langsam begebe ich mich Richtung Security Bereich. Viel ist nicht wirklich los, aber der eine Araber vor mir muss gefühlt 15 Mal durch den Metalldetektor. Jedes Mal zaubert er etwas Neues hervor, was das piepen verursacht haben könnte. Mal ist es ein Handy, dann das Portemonnaie, dann ein Schlüsselbund, dann noch einen Schlüsselbund usw. Wenn er die Bombe rausholt weiß ich nicht, ich drängle mich einfach vor und gehe schnell ohne bepiept zu werden durch den Detektor. Da das Fußballspiel noch läuft beschließe ich dieses noch ein bisschen zu gucken. Erst hinterher stellt sich heraus, dass das Spiel das schwedische Pokalfinale ist. Für mich spielt nur AIK vs. IFK. AIK gewinnt 2:0. Die Zeit zum Boarding rückt näher und ich sehe wieder den Mann ohne Kinn. Auch diesmal schafft er es wieder vor mir im Flieger zu sein, aber dass ist nicht o wichtig, ich erreiche noch bequem meinen Platz in der drittletzten Reihe, welchen ich schon beim Hinflug inne hatte. Pünktlich um 18:35 Uhr hebt Ryanairflug   „FR 1626“ gen Berlin mit mir an Bord ab. Ich lese während des bewölkten Fluges erst einmal das Ryanair Bordmagazin und esse meine letzte Stulle auf. Dann kurz vor Berlin schaue ich aus dem Fenster hinaus und sehe unter mir die Lichter der kleinen Millionenmetropole flackern. Hübsch. 20 Minuten vor Plan setzen wir in Schönefeld auf und ich habe nun noch ein bisschen über eine Stunde Zeit bis der letzte Bus des Tages mich nach Dresden zurück fahren wird. Ich schlendere erst einmal durch das Flughafenterminal. Es ist so hässlich und klein, dass es mir eine gute Idee scheint diesen neuen Großflughafen „BBI“ in die unmittelbare Nähe zu bauen. Ich setze mich auf eine der wenigen Sitzgelegenheiten auf Ebene zwei des Terminals und lese ein bisschen rum. Irgendwann ist es dann 21 Uhr und ich gehe hinaus auf den Vorplatz um auf die Ankunft meines Busses zu warten. 10 Minuten vergehen, dann biegt er ein und ich gehe als erster an Bord. Was auch gut ist. Erstaunt stelle ich nämlich fest, dass noch niemand die letzte Sitzreihe annektiert hat, sodass ich sie belegen kann. Wenig später gleite ich in die Horizontale und durchschlafe wieder einmal Brandenburg… 23:20Uhr heißt es „Alle Aussteigen“ und ich wechsele ein letztes Mal das Verkehrsmittel. Eine Station noch Straßenbahn fahren, Tür aufschließen, Zähne putzen und schon ist ein weiterer Samstag rum. Hat Spaß gemacht. Gerne Wieder.
Die Endabrechnung:
Straßenbahn in Dresden: kostenlos
Bus nach Berlin und zurück:18€
Flug nach Stockholm und zurück 1,09€ all incl.
Bus in Schweden: 106 Kronen, ungefähr 10,60€ -> Preistreiber!!!!
Macht zusammen nicht mal 30€, kann ich nur empfehlen so ne Reise :-)
 Aber nicht vergessen, Essen mitnehmen!!!!! Sonst verdoppelt sich schnell der Reisepreis, falls das Bedürfnis besteht auch noch ein Brötchen in Schweden zu kaufen….
Felix.

Berlin
Berlin von oben

Rügen
Rügen - Zicker und Ostseebäder

Oxelösunds
Oxelösunds Centrum

Ferienhütte
Ferienhäuschen

Ferienhaus
in bester Lage

Felix
an der Ostsee

schärenwelt
Schärenwelt

Insel
Insel mit Hütte und Fahne

Schären
leider keine Sonne

Kanal
kleiner Kanal


Nyköping Einkaufsstraße

Theater
Nyköping Theater

busbahnhof
Nyköping Busbahnhof

Berlin
selbsterklärend