Heuersdorf - oder das, was davon noch übrig ist
Einst hatte dieser Ort im Süden der Leipziger Tieflandsbucht - unmittelbar an der Grenze zu Thüringen - knapp 350 Einwohner. Heute wohnt dort niemand mehr, wenn man einmal von den Tieren und Pflanzen absieht, die sich das Areal zurückerobern. Aber auch damit wird bald Schluss sein, denn die Braunkohlebagger des Tagesbaues "Vereintes Schleenhain" rücken unaufhörlich näher.
Was war passiert?
Die ehemalige Ortslage Heuersdorf liegt auf einem Braunkohleflöz. Bereits mit der Planung und Erschließung des Tagebaues Schleenhain im Gründungsjahr der DDR wurde Heuersdorf unter Bergbauschutz gestellt, das heißt der Staat durfte die dortigen Bewohner zwangsenteignen, um an die Bodenschätze heranzukommen. Da der Großtagebau für eine Laufzeit von 70 Jahren konzipiert worden war, musste damit gerechnet werden, dass der Ort früher oder später devastiert wird und somit vollständig der Überbaggerung zum Opfer fällt. Das führt natürlich dazu, dass Erhaltungsmaßnahmen an der Bausubstanz und Infrastruktur von Seiten des Staates nur spärlich genehmigt wurden.
Nach dem Zusammenbruch der DDR und dem damit verbundenen teilweisen Niedergang der Braunkohlewirtschaft, keimte bei den Bewohnern Heuersdorfs Hoffnung auf, dass ihr Ort erhalten bleibt. Die Staatsregierung des Freistaates erarbeitete jedoch 1994 einen Plan für den Bau des neuen Kraftwerks Böhlen/Lippendorf und dessen Versorgung mit heimischer Braunkohle über einen Zeitraum von 40 Jahren hinweg. Die Kohle sollte dabei auch aus dem angrenzenden Tagebau kommen und Heuersdorf galt somit als Abbaugebiet.
Über zehn Jahre hinweg wehrte man sich gegen die Pläne der MIBRAG. Nachdem Heuersdorf im Jahre 2000 seine kommunale Selbstständigkeit erlangt hatte, wurde es per 1. Oktober 2004 in die Stadt Regis-Breitingen wiedereingegliedert. Vor Gericht verlor die Gemeinde die Klage gegen das sogenannte Heuersdorf-Gesetz, das die Abbaggerung regelt.
Somit wurden ab dem Jahr 2007 die Bewohner von Heuersdorf ausgesiedelt und das Dorf devastiert. Im gleichen Jahr wurde die Emmauskirche nach Borna umgesetzt. Der letzte Gottesdienst in der Taborkirche (siehe unten) fand am 23.11.2008 statt, die Gräber des angrenzenden Friedhofes waren zuvor bereits umgesetzt worden. Der letzte Bewohner hat Heuersdorf im Juni 2009 verlassen.
Uns sind noch ein paar letzte Aufnahmen von den Resten des Dorfes gelungen. Die letzten noch verbliebenen Stücke der Straße sind für den Verkehr gesperrt und mit Schlamm bereits zentimeterdick bedeckt. Links und rechts der Straße stehen Betreten-verboten-Schilder, ein Sicherheitsdienst patrouilliert im gesamten Gelände.
viel ist nicht mehr da, die Straße von Deutzen aus ist gar nicht mehr existent - man kommt nur noch aus Richtung Ramsdorf ran und selbst da wird man bald einen Allrad brauchen
an der Taborkirche werden noch Ausgrabungen durchgeführt
die (ehemalige) Straße in Richtung Deutzen