Lost World - Verlorene Welt

In Kooperation mit Stefan widmen wir uns hier einer kleinen verlorenen Welt. Der Lost World.

Es ist euch sicherlich kaum bekannt, aber es gibt einen Ort, er liegt zwischen Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt, welcher von der Landkarte verschwunden ist. Wieso er verschwunden ist wissen wir nicht, es kann (und will) uns auch keiner mehr sagen, denn der Ort ist nun unbevölkert und es ist schwer eine Menschenseele im Umkreis von 15 Kilometern zu finden. Früher lebten einmal bis zu 22000 Menschen in diesem Ort, man spricht sogar davon, er habe die ersten vierstöckigen Gebäude dieser Welt beherbergt. Sie sollen entstanden sein, als das Marktrecht eingeführt wurde. Aber das ist alles nur Spekulation. Eines ist jedoch gewiss, es stehen noch Überreste dieses altehrwürdigen Reliktes mitteleuropäischer Geschichte versteckt in den Wäldern des südlichen Brandenburgs. Der Ort hieß Ruckorow. Nachweislich war der Ort sogar bis 1985 bevölkert und es soll bis dahin reges Treiben geherscht haben. Doch dann plötzlich, auf wundersame Art und Weiße ward keiner seiner Bewohner je wieder gesehen nach einer klaren Nacht. Der Nacht des 07.08.1985. Man vermutet eine Militärische Großaktion in unmittelbarer Umgebung, welche unter strengster Geheimhaltung durchgeführt wurde. Nachts, so sagt man, kann man noch die Seelen der ehemaligen Bewohner hören, welche als Geister die umliegenden Wälder und Felder durchstreifen sollen. Kein Mensch aus dem Umkreis des Ortes hat je sein Schweigen gebrochen. Niemand hat Angehörige als Vermisst gemeldet, niemand hat sich gefragt, wo der Ort nach dem er auch von der Landkarte verschwunden ist nun liegt? Er ist ausgelöscht auf Karten und aus den Köpfen der meisten Menschen, aber dennoch ist er nicht spurlos verschwunden, wie ihr auf den nachfolgenden Bildern nun sehen könnt.

Wir begaben uns auf einen Spaziergang durch das ehemalige Städtchen und eines ist Gewiss. Wir kommen wieder und werden das Album ergänzen!

 

Wir beginnen unseren Spaziergang im Stadtzentrum an der Brauerei. Hier wurde das bekannteste Gut der Stadt Ruckorow hergestellt. Es sollen sogar Fäßer des edelen Getränkes 1909 bis nach Königsberg gelangt sein.

 

Wir laufen weiter die ehemalige Hauptstraße (welcher einer schmalen Fußgängerzone mit Gestrüp überwuchert ähnelt) entlang. Man vermutet, dass das nachfolgende Haus eines der ersten Hochhäuser Preusens war. Heute ist allerdings wenig vom ehemaligen Charme erhalten geblieben.

 

Ein weiterer, wenn auch wesentlich kleinerer Teil der Ruckorower Wirtschaft stellte das Seifengeschäft von Alfons Cambert dar. Er wurde jedoch 1937 zwangsenteignet, was auch das Ende seines Betriebes bedeutete.

 

Im Hinterhof von Camberts Seifen Betrieb hat die Zeit auch Spuren hinterlassen.

 

Wenig später, fast am Ende der Haupteikaufstraße des kleinen Ortes finden wir diese Reklame. Es ging den Ruckorowern nicht schlecht.

 

Die Natur holt sich auch hier wieder zurück, was ihr vorher abgerungen wurde. Die Dacherneuerung auf der Linken Seite des Bildes wurde im August 1985 durchgeführt. Sie wurde nie beendet....

 

Unser kleiner Spaziergang fürt uns danach zum Sportkomplex "Frisch Auf", welcher erst 1971 errichtet wurden sein soll. er bot 16000 Menschen Platz, was erstaunlich ist für eine Stadt mit nur 18000 Einwohnern zur damaligen Zeit! Man vermutet er wurde schon Anfang der 1970er Jahre für das Militär gebaut, welche ihn dann ab Juli 1985 nutzten.

 

Die Stadiontoiletten haben wir lieber nicht näher inspiziert.

 

Ehemalige Tatrasitze dienten auch in Ruckorow an Haltestellen dem Wartekomfort der Fahrgäste. Hätte es noch die Omnibusverbindung gegeben so wären wir damit zum Bahnhof gefahren. So aber mussten wir zu Fuß weiter Richtung Bahnhof laufen.

 

Dabei kamen wir an einem kleinen See vorbei. Dieser verfügte tatsächlich über einen eigenen Anleger. Hier liegt auch heute noch das MS "Siegmund Jähn", es dümpelt aber eher trostlos im verseuchten Wasser des Ruckorower Sees und wird wohl in Kürze durchgerostet sein. Schade drum.

 

Nach dem kleinen Umweg erreichen wir den Bahnhof. Es war einst der Endbahnhof der Strecke Niesbudow - Ruckorow. Dies hatte zur Folge, dass hier ein großes Bahnbetriebswerk errichtet wurde, was anscheinend später noch vom Militär weiter genutzt wurde.

 

Ein kleines Stillleben am Rande. Vor dem Hügel seht ihr einen Zaun, man vermutet, dass der Hügel ein Bunker ist und der Zaun ablenken sollte, wir konnten aber nichts dergleichen bei genauerer Betrachtung erkennen.

 

Die Drehscheibe des Bahnbetriebswerkes wurde auch spätestens vor 20 Jahren das letzte Mal benutzt.

 

Ein Blick aus dem BW heraus zeigt uns, wie die Natur versucht wieder eine Renaturierung durchzuführen, wie es die Grünen sich nicht besser vorstellen könnten.

 

Im Inneren des BWs sind auch Spuren von Vandalismus zu erkennen. Hier scheinen Brandenburger Jugendliche Mitte der 90er Jahre einen neuen Spielplatz gefunden zu haben, obwohl die gesamte Umgebung noch bis 2009 als Militärisches Sperrgebiet gekennzeichnet war.

 

Die Rückseite des BWs hat schonen einen grünen Tarnumhang bekommen.

 

Etwas weiter außerhalb der Stadt befand sich der größte Arbeitgeber Ruckorows. Im VEB "Gartenzwerk Erich Honecker" wurden allerdings keine Gartenzwerge produziert, sondern geheimer Weise Waffen und Munition jeglicher Art! Es soll 1985 auch zu einer Explosion gekommen sein, die man bis nach Splindow hören konnte, aber wir fanden keine derartigen Schäden oder Spuren.

 

Ein näherer Blick auf den VEB "Gartenzwerk" macht klar, dass hier niemand die Absicht hatte Gartenzwerke zu produzieren.

 

Wir nähern uns nun dem Ende unseres kleinen Ausfluges, auf dem Weg in die nächste Ortschaft (welche wir hier nicht verraten werden, da sonst Touristenströme das Gebiet übervölkern) kommen wir noch an der Mühle Ruckorows vorbei. Sie soll sich noch immer einmal im Jahr auf geheimnisvolle Weise drehen. Und zwar genau am 07.08.....

Freut euch auf mehr aus Ruckorow in den nächsten Monaten! Felix.